Bewegung und Beschäftigung in den Lebensphasen des Catahoulas
Der Louisiana Catahoula Leopard Dog ist ein Arbeitstier. Die Rancher in den Südstaaten der USA züchteten diese Rasse vor vielen Jahrzehnten für die Jagd, vor allem auf Wildschweine und Waschbären, zum Treiben der Rinder, zum Bewachen der Farmen und für etliche andere Aufgaben. Er ist einer der vielseitigsten Arbeitshunderassen. Die Zuchtselektion geschah und geschieht auch heute noch größtenteils nach Arbeitseigenschaften. Deshalb sind beim Louisiana Catahoula die rassetypischen Arbeitsanlagen immer noch sehr ausgeprägt vorhanden. Er will und muss beschäftigt werden und zwar nicht nur körperlich. Aber Vorsicht – der Bedarf nach Bewegung und Beschäftigung unterscheidet sich je nach Lebensalter.
Stephanie Lang von Langen, Tierpsychologin | Hundetrainerin
Wie alle Hunde hat der Catahoula ein ausgeprägtes Ruhebedürfnis. Artgerecht ist, wenn der Catahoula 12 bis 16 Stunden am Tag schlafen kann. Hunde, die weniger schlafen, werden unruhig und nervös. Falsch interpretierte Unruhe versuchen Hundehalter gern durch mehr Bewegung abzustellen. – Das ist gefährlich: Der Stresspegel im Blut steigt und der Hund wird aggressiv oder unkonzentriert. Ein Hund aber, der zu viel Stresshormone im Blut hat, kann nicht angemessen auf seine Umwelt reagieren oder gar lernen. Ausreichend Ruhe ist also wichtig – abgestimmt auf das Lebensalter.
Der Catahoula als Welpe:
Für gewöhnlich werden Welpen im Alter von acht Wochen an ihre neuen Besitzer abgegeben. In diesem Alter geht es vor allem darum, die neue Lebenssituation und das neue Umfeld zu erkunden. Für das Gassi gehen gilt im ersten Lebensjahr die Faustregel: Fünf bis zehn Minuten pro Lebensmonat sind angemessen. Alles andere wäre Unter- oder Überforderung.
Empfehlung: Wichtiger in diesem Alter ist die Sozialisierung. Fremden gegenüber ist der Catahoula typischerweise misstrauisch und in aufregenden Situationen verhält er sich oft sehr vorsichtig und wachsam. Also sollte er jetzt positive Erfahrungen sammeln. In einer gut gemischten Welpengruppe sollte er andere Hunderassen kennenlernen. Auch positive Begegnungen mit anderen Menschen sollten nicht zu kurz kommen.
Gleichzeitig ist Vorsicht geboten: Ein Überangebot an Reizen kann unerwünschtes Verhalten hervorrufen. Für den Welpen sind Pausen wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten. Er muss Zeit haben, das Neue zu erkunden und Neues in Ruhe zu lernen. Fehlt die Ruhe, wird der Welpe nervös, aufgedreht und bellt vermehrt.
Auch Herz und Bewegungsapparat dürfen im Welpenalter nicht übermäßig belastet werden, da sonst dauerhafte Schäden drohen. Spielen und Toben mit Artgenossen ist – obwohl ebenfalls anstrengend – eine verträglichere Belastung, da hierbei der gesamte Muskelapparat aufgebaut wird, Reaktion und Sozialverhalten geübt werden.
Häufig entstehen Fehler aus dem oben genannten Irrtum: Die Welpenbesitzer sehen, dass ihr junger Hund unruhig ist und glauben, er sei nicht genug ausgelastet. Sie gehen also länger spazieren, spielen lange mit ihrem Hund oder lassen ihn ausgiebig mit anderen toben. Wenn die Unruhe aus Überforderung resultiert, wird sie damit sogar noch zunehmen.
Empfehlung: Sollte der Hund von sich aus wenig Ruhe finden, bietet es sich an, ihn an eine Transportbox zu gewöhnen oder ihn für eine begrenzte Zeit an seinem Platz anzuhängen.
Der heranwachsende Catahoula:
Hundesport wie Agility, Canicross & Co. darf der Catahoula nicht zu früh beginnen. Er ist ein lauffreudiger Hund und sollte dies auch ausleben dürfen. Wirklich belastet werden darf er aber erst, wenn er ausgewachsen ist, also circa ab dem 1. Lebensjahr. Zu frühe, übermäßige Belastung wirkt sich negativ auf die Entwicklung des Bewegungsapparates aus und kann Herzkrankheiten begünstigen.
Empfehlung: Statt zu früher Leistungssport ist spielerisches Lernen zu empfehlen. Der Catahoula ist eine temperamentvolle Rasse, er ist schnell erregbar und wachsam. Dem heranwachsenden Catahoula aber fällt das Lernen sehr leicht. Also bietet es sich an, früh schon Übungen aufzubauen und Kommandos zu trainieren, bei denen sich der Hund konzentrieren muss. So lernt er, auch in aufregenden Situationen zu gehorchen.
Der erwachsene Catahoula:
Im Erwachsenenalter ist der Catahoula keinen Einschränkungen mehr unterworfen – bis auf eine: Wie der Menschen muss auch der Hund Kondition und Kraft langsam mit einem geeigneten Trainingsprogramm aufbauen.
Mit stetigem Training im Alltag wird man einen gesunden und leistungsfähigen Hund erhalten. Den Hund lediglich für Wettkämpfe oder in seiner Arbeit ständig zu Höchstleistungen anzutreiben, wäre weder artgerecht noch verantwortungsbewusst. Ausreichend Bewegung ist für den Catahoula wichtig – aber sie muss seinem Alter, seinem Gesundheitszustand und dem Trainingsstand angepasst sein. An die Belastungsgrenze sollte der Hund nur gelangen, wenn es sich nicht vermeiden lässt.
Wie aber lastet man einen ausgewachsenen Catahoula aus? Allein durch Bewegung gelingt das kaum. Der erwachsene Catahoula kann ewig laufen.
Empfehlung: Da er für die Arbeit gezüchtet wurde, sollte die Bewegung in einem ausgewogenen Verhältnis zu einer Beschäftigung stehen, die den Kopf und die Nase des Hundes fordert – zum Beispiel Spiel mit Mensch und Artgenossen oder Such- und Lernspiele.
Über- und Unterbeschäftigung
Für eine artgerechte Haltung muss der sehr agile Catahoula angemessen bewegt und beschäftigt werden. Besonders beim jungen Catahoula ist allerdings eine Überbeschäftigung nur schwer von einer Unterbeschäftigung zu unterscheiden, wie ein vergleichender Blick auf die Symptome zeigt:
Symptome der Überbeschäftigung | Symptome der Unterbeschäftigung |
– Unruhe | – Unruhe |
– Zerstörungswut | – Zerstörungswut |
– schnelle Erregbarkeit | – schnelle Erregbarkeit |
– starkes Hecheln (Streß) | – Lethargie |
– Unkonzentriertheit | – Unkonzentriertheit |
– agressives Verhalten | – agressives Verhalten |
Wie man sieht, sind die Symptome beinahe identisch. Ohne Betrachtung der Gesamtsituation wird man schwer beurteilen können, ob der Catahoula zu viel oder zu wenig tut.
Das Spielen:
Spielen ist wichtig, auch für den erwachsenen Catahoula. Hunde, die regelmäßig mit ihrem Menschen spielen, sind ausgeglichener. Feldstudien haben gezeigt, dass diese Hunde auch besser im Gehorsam stehen.
Im Rudel fördert das Spielen den Zusammenhalt der Gruppe – es ist fester Bestandteil des täglichen Rudel-Alltags. Übrigens gibt es im Spiel keine Rangordnung – das ist ein hartnäckiger Irrglaube. Es darf durchaus von allen Beteiligten geschubst und gerempelt werden.
Empfehlung: Allerdings ist beim Spiel mit anderen Hunden oder Menschen darauf zu achten, dass die Rollen immer wechseln: Wenn immer nur einer gewinnt, ist es kein Spiel mehr; aus dem Spiel kann dann rasch ein ernsthafter Konflikt werden. In diesem Fall muss der Hundehalter eingreifen und das Spiel beenden.
Achtung: Die Sache mit dem Ball!
Eine oft unterschätzte Gefahr birgt dabei das Spiel mit dem Ball. Viele Hundehalter merken bald, dass ihr Hund besonders viel Spaß daran hat, einem Ball hinterher zu rennen. Und nun werfen sie ihn unermüdlich… im besten Glauben, den Hund artgerecht auszulasten.
Es geschieht allerdings etwas anderes: Ein Teufelskreis wird in Gang gesetzt. Bei der Jagd nach dem Ball schüttet der Hund Dopamin aus. Dopamin ist eine sogenannte „Selbstbelohnungsdroge“. Der Hund bekommt einen „Kick“ und merkt nicht, wann sein Körper erschöpft ist. Die körpereigene Droge macht es dem Hund möglich, Energiereserven zu mobilisieren – bei der Jagd nach Beutetieren durchaus sinnvoll. Während die Jagd allerdings mit dem Erlegen der Beute und einem Verdauungsschlaf nach einem großzügigen Mahl endet – also der notwendigen Ruhepause –, will der Balljäger immer mehr vom Ballspiel.
Und der Mensch wirft den Ball immer weiter, bis das Spiel bald außer Kontrolle gerät. Der Hund will nur noch den Dopamin-Rausch; er verliert das Interesse an anderen Beschäftigungen, an Mensch und Artgenossen; er wird zum Ball-Junkie und seine sozialen Fähigkeiten verkümmern.
Empfehlung: Ballspiele nur dosiert einsetzen. Nicht nur apportieren lassen, sondern Lernlektionen einbauen – zum Beispiel Sitzen/Bleib oder Suche… Nach spätestens drei Würfen variieren oder abbrechen.
Der typische Weg zum Ball-Junkie
- Der Hund verliert nach ausgiebigem Ballspiel das Interesse an Umwelt und Artgenossen
- Er wird nervös und versucht immer wieder, seinen Menschen zum Werfen zu animieren; typischerweise legt der Hund seinem Menschen alles Mögliche vor die Füße
- Andere Hunde werden so lange angebellt, bis sie ein Laufspiel beginnen – um kurz darauf zu merken, dass sie zur gehetzten Beute geworden sind
- Der werdende Ball-Junkie reagiert schnell gereizt; alles was sich bewegt, reizt ihn zum Jagen
- Der Hund ist abhängig geworden; zwar ist eine Entwöhnung möglich, aber sie braucht Zeit und erfordert Konsequenz
Fazit: Die Arbeitsfreude eines Louisiana Catahoulas macht Spaß, aber er braucht im Alltag ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bewegung, Beschäftigung, Spiel und Ruhe. Wer darauf achtet, wird belohnt mit einem ausgeglichen Hund, der sich in seinen Ruhezeiten entspannt, und der in allen Situationen ein angenehmer Zeitgenosse ist.
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